WWF und SES fordern koordiniertes Verfahren und Erhöhung der Restwassermenge beim Pumpspeicher-Projekt in Linthal

 

Der WWF Glarus, der WWF Schweiz und die Schweizerische Energie-Stiftung SES erheben vorsorgliche Einsprache gegen den geplanten Ausbau der Pumpspeicherung der Kraftwerke Linth-Limmern KLL und der Nordostschweizerischen Kraftwerke NOK. Die drei Organisationen fordern die Koordination der verschiedenen notwendigen Bewilligungen in einem Verfahren und sind überzeugt, dass eine Konzessionsanpassung und damit verbunden eine Erhöhung der Restwassermengen unausweichlich sind. Sie haben zudem grundsätzliche Bedenken gegenüber einem weiteren Ausbau der Pumpspeicherkapazitäten, mittels derer Atom- und Kohlestrom zu Wasserstrom "veredelt" wird.

Die Nordostschweizerischen Kraftwerke, eine hundertprozentige Tochter der Axpo Holding AG, sind zu 85 Prozent an den Kraftwerken Linth-Limmern beteiligt. 15 Prozent gehören dem Kanton Glarus. Die Kraftwerke Linth-Limmern produzieren seit gut 40 Jahren Strom für den Spitzenbedarf. Nun soll die Kapazität mit Hilfe einer neuen Pumpturbine um 50 Prozent erhöht werden (wobei wegen der Pumpverluste die Nettoenergieproduktion sinkt). Ein entsprechendes Gesuch nach Energiegesetz lag während der letzten 30 Tage auf. Der WWF Glarus, der WWF Schweiz und die Schweizerische Energiestiftung haben dagegen Einsprache erhoben und fordern in ihrem Rechtsbegehren, dass die Gesuche für die verschiedenen notwendigen Bewilligungen gemeinsam und koordiniert aufgelegt und geprüft werden.
Nach Auffassung der drei Organisationen erfordert das Projekt eine Konzessionsanpassung, da es den Rahmen der bestehenden "Konzession für die Ausnutzung der Wasserkraft im Quellgebiet der Linth" aus dem Jahr 1957 eindeutig sprengt. Die Konzessionsanpassung würde dazu führen, dass ein anderes Leitverfahren zur Anwendung käme und die Umweltverträglichkeitsprüfung zweistufig durchzuführen wäre. Als wichtigste Konsequenz müssten die Restwassermengen gemäss Gewässerschutzgesetz neu festgelegt werden, wodurch diese voraussichtlich markant erhöht würden.
Unabhängig von der Konzessionsfrage sollte der Kanton nach Ansicht der drei Organisationen mit den Bewilligungsauflagen sicherstellen, dass er bei allfälliger Ausübung des Rückfallrechts bei Konzessionsablauf nicht mit nicht amortisierten Kosten des vorliegenden Projekts belastet wird. Einer genaueren Abklärung bedarf auch die Frage, ob die Wasserzinse angesichts der markanten Kapazitäts- und damit auch Profitsteigerung nicht erhöht werden müssen.
Die Pumpspeicherung funktioniert nach dem Prinzip, dass in den Bergen gestautes Wasser zu Tageszeiten mit hohen Strompreisen über eine Druckleitung ins Tal gelassen und dort turbiniert wird. Dort wird es nicht in die Talgewässer eingeleitet, sondern in einem Auffangbecken zurückbehalten und zu Tageszeiten mit niedrigem Strompreis mittels eingekauftem Strom wieder in den Stausee in den Bergen hochgepumpt. Die drei Organisationen machen darauf aufmerksam, dass für den Pumpspeicherbetrieb voraussichtlich überschüssiger Strom aus dem europäischen Energiemix mit Komponenten von Atomstrom und ausländischem Kohlestrom verwendet wird. Insofern muss die Rede von der erneuerbaren und sauberen Wasserkraft relativiert werden. Pumpspeicherung führt zu einer CO2-Erhöhung und zu einem unnötigen Ausbau der Leistungsspitze. Die Leistung aller Schweizer Kraftwerke liegt schon heute weit über dem inländischen Spitzenbedarf. Ein Ausbau der Spitzenleistung hat nichts mit dem schweizerischen Bedarf zu tun, sondern ist vor allem im wirtschaftlichen Interesse grosser Stromhändler, die für den Export produzieren. Ob somit Pumpspeicherung und erst recht deren Ausbau in Linthal in Anbetracht des Ziels der CO2-Reduktion energiepolitisch überhaupt vertretbar ist, muss bei einer Neuauflage des Pumpturbinen-Projekts sorgfältig geprüft werden.

Weitere Auskünfte:
WWF Glarus: Andy Luchsinger 055 644 32 42
Schweizerische Energie-Stiftung SES: Armin Braunwalder: 079 786 98 58
WWF Schweiz: Adrian Stiefel 079 253 79 90

 

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